Unser Weg zur optimalen Ernährung

Große Ratlosigkeit am Anfang

Bei unserer Tochter Lara konnten wir anfangs gar nicht so einen Zusammenhang zwischen Nahrungsmitteln und Kratzen feststellen. Dieser wurde erst später deutlich. Erst ließen wir aufgrund der Erfahrungen anderer Neurodermitiker bestimmte Nahrungsmittel weg, die häufig problematisch sind. Das waren am Anfang Kuhmilch, rohes Obst, allgemein Obst und Gemüse mit viel Säure, Fruchtsäfte, Limonaden, etc. (nur Mineralwasser mit wenig Kohlensäure), Lebensmittel mit Farbstoffen, Zusatzstoffen und Konservierungsstoffen. Erst ging es Lara ein wenig besser, aber schon bald verschlimmerte sich ihr Zustand trotz dieser eingeschränkten Ernährung weiterhin. Wir ließen dann noch Eier und Fisch weg, testeten verschiedene Brotsorten aus (mit Hefe, Sauerteig, Backfermenten, Vollkornbrot), aber Lara ging es immer schlechter. Zu diesem Zeitpunkt merkten wir dann auch, daß Lara auf die Produkte, die wir zuerst weggelassen hatten, nun ganz furchtbar reagierte : Nur ein Schluck Apfelsaft in einem Glas Wasser reichte, um heftigste Kratzattacken auszulösen. Wir ließen weitere Nahrungsmittel probeweise weg, viele Gemüsesorten vertrug sie nicht mehr. Es blieben lediglich Möhren, Kohlrabi, Spinat, Brokoli und Blumenkohl erhalten. In der Kur wurde versucht  weitere Nahrungsallergien zu entdecken, weil der Juckreiz immer noch so intensiv war, aber nicht erfolgreich. Bei den nun folgenden Eliminationsdiäten waren keine Unterschiede mehr zu spüren, ob sie z.B Kartoffel aß oder nicht, Weizennudeln oder nicht. Es war ein Alptraum, weil wir nicht mehr wußten, was wir noch zu ihrer Besserung tun konnten. Ich verstand auch nicht mehr, warum sie so viele Nahrungsmittel nicht vertrug, sie enthielten keine Säure, keine künstlichen Zusatzstoffe, keine tierischen Eiweiße

Gutes Ernährungskonzept

Klarheit im Punkt Ernährung brachte mir dann unser Klinikaufenthalt in Schloß Friedensburg. Dort hatte man ein gutes und klares Konzept für den Bereich Ernährung bei Neurodermitis. Eine große Rolle spielt hier die histaminarme Kost. Das Essen, welches es dort gab, war so zusammengestellt, daß Lara trotz der eingeschränkten Ernährung erstmals in einer Klinik alles essen konnte, was sie mittags auf den Teller bekam. Sie bekam genau die Gemüse aus der Liste, die sie vertrug, ohne daß ich etwas gesagt hatte: Brokoli, Kohlrabi, Blumenkohl, mild zubereiteten Rotkohl, später auch Möhren, eben histaminarme Kost. Margarine, Brotaufstriche, alles war eine Zusammenstellung der besten verträglichen Nahrungsmittel. Fleischsoßen  und Gemüsesoßen wurden einfach mit wenig Zutaten, aber lecker und verträglicher als alle anderer üblichen Rezepte hergestellt. Lara bekam jeden Mittag ein volles Essen, wo wir nicht erst herauspicken mußten, was sie essen durfte. Ich wußte nun, daß die Ernährung gut war und das wir so schon mal ein relativ stabiles Standbein hatten. Leider war das Grundjucken immer noch sehr hoch. Es gab aber keine Verschlimmerung mehr.

Detektivarbeit bei der Suche nach Unverträglichkeiten

Die erste Besserung bezüglich des Juckens trat erst ein, als ich Lara zu Hause versuchsweise statt normalem Brot nur Knäckebrot zu essen gab. Wir stellten mit Erstaunen fest, daß es ihr besser ging als vorher. Nach ein paar Tagen ließ die Besserung wieder etwas nach, was ich jedoch auf den Vollkornanteil im Knäckebrot zurückführte. Dann tauschten wir das Knäckebrot gegen Filinchen aus, weil Vollkornprodukte Lara auch immer wieder nach häufigerem Verzehr Probleme bereitet hatten. Nun ging es ihr dauerhaft besser.

Das Herausfinden von Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann, wie bei uns, ein lang andauernder Prozess sein. Während Allergien eine Reaktionszeit von Sekunden bis ca. 30 Minuten haben, kann die Haut bei einer Unverträglichkeit zuweilen auch erst 12 Stunden nach dem Essen reagieren. Das macht die Suche nach der Ursache mitunter sehr schwierig. Dies war bei Lara mit dem Sauerteigbrot der Fall, zumal Sauerteig allgemein als eher gesund und wenig kritisch bei Neurodermitikern dargestellt wird. Der Erfolg beim Weglassen dieses Brotes machte uns aber klar, daß sie eine sehr große Unverträglichkeitsreakion gegegenüber diesem Brot gehabt haben mußte. So vertrug unsere Tochter leider auch nicht den Brottrunk, der Brotmilchsäure enthält, und nach Erfahrungsberichten sehr gute Wirkung bei der Behandlung von Neurodermitis haben kann. Man muß sich also auch auf die ungewöhnlichsten Unverträglichkeiten einstellen.

Getreide als wichtige Ernährungskomponente

Da Lara  nun kein Brot und keine Brötchen vertrug, gegen Hefe hatte sie eine Allergie, mußten wir Alternativen suchen. Die Filinchen reichen da nicht aus, da sie nicht besonders nahrhaft sind, so daß ich der Lara morgens und abends jeweils einen Getreidebrei zubereitet habe. Da gab ich dann jeweils ein paar Löffel von einem Obstgläschen, wie es sie für Babys zu kaufen gibt, hinein. Am Anfang vertrug sie nur Birnengläschen, später kamen andere Sorten hinzu. Zum Süßen empfiehlt sich Ahornsirup. Da  Fett für die Aufnahme der Vitamine bedeutsam ist, gab ich immer noch ca. 1EL kaltgepreßtes Olivenöl in den Brei.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir die optimale Ernährung für ihre extremen Unverträglichkeiten gefunden.

Eine Ernährungsweise mit gekochtem Getreide und gekochtem/gedünstetem Obst enspricht auch den Empfehlungen der Traditionellen Chinesischen Medizin, weil sie besonders gut verdaulich ist. Der Körper kann daraus mehr Säfte und Qi (Energie) extrahieren als aus rohem Obst. Gekochtes Getreide hat die Fähigkeit Giftstoffe aus dem Körper auszuscheiden. Durch die Wahl der Getreideart kann man zusätzlich die körperliche Konstitution unterstützen. Wir haben Hirsebrei und Reisschleim verwendet. Es gibt interessante Bücher zur Ernährung aus Sicht der TCM. Hieraus kann man weitere gute Ratschläge entnehmen und auch die thermische Wirkung von Nahrungsmitteln, sowie deren Einfluß auf den Organismus besser verstehen lernen.